Thomas Nisters

Wörterbuch
philo­sophischer Alltags­begriffe

Nachwort für Lehrkräfte

Die Artikel des Wörterbuchs können in verschiedener Hinsicht dabei helfen, Unterricht vorzubereiten:

1. Die Artikel helfen, Unterricht sachlich und inhaltlich vorzubereiten. Die Artikel geben einen knappen sachlichen Überblick, wie der jeweilige Begriff erklärt werden kann. Das Ziel, dabei zu helfen, Unterricht vorzubereiten, bestimmt auch wie umfänglich, umfassend und verästelt die Gedankenführung sein darf. Wer etwa zwei Wochen der unterrichtsfreien Zeit im Sommer der groben Vorbereitung einiger Unterrichtseinheiten des anstehenden Schuljahrs widmet, kann sich nicht in entspannter Muße über viele Tage einem einzigen Thema widmen, so wie dies möglicherweise im Rahmen einer wissenschaftlichen Befassung historisch oder systematisch möglich und gefordert wäre. Ich habe entsprechend versucht, die wirklich wesentlichen Kerngesichtspunkte zur Sprache zu bringen. Ich zeichne also in der Regel einen Umriss der Sache. Eine nähere Ausfüllung findet im besten Falle im Unterricht selbst statt. Fragen der moralischen Bewertung stelle ich grundsätzlich nicht in den Mittelpunkt. So frage ich nicht: „Ist es gut und richtig Menschen in Not zu helfen?“ Vielmehr frage ich: „Was bedeutet es eigentlich, zu sagen, dass ein Mensch einem anderen hilft?“ Dabei bin ich der Auffassung, dass die Frage nach Sinn und Bedeutung sachlich vor Fragen der moralischen Bewertung gestellt werden sollten.

2. Die Artikel enthalten Beispiele.

  • Diese Beispiele können als Einstiegsbeispiele genutzt werden. Mit dem Beispiel wird die Arbeit am Begriff eröffnet.
  • Sie können herangezogen werden, um Beispiele, die die Schülerinnen und Schüler selbst finden, zu ergänzen.
  • Ebenso könnten die Beispiele den Beispielen ähneln, mit denen die Schüler und Schülerinnen selbst aufwarten werden. Auf diese Weise verringert sich die Gefahr, völlig überrascht und überrumpelt zu werden.
  • Die Beispiele können schließlich dazu dienen, das was gelernt wurde, anzuwenden oder zu vertiefen.

Die Beispiele, so wie ich sie im Wörterbuch anführe, sind geeignet für Schüler und Schülerinnen ab etwa 14 Jahren. Unter Umständen sind die Beispiele der jeweiligen Lerngruppe anzupassen.

3. Die Fragen zu den Artikeln  können in Arbeitsaufträge umgeschrieben werden. Die Fragen zu den Artikeln können aber auch vorwegnehmen, welche Probleme bei einer offenen Diskussion zur Sprache kommen könnten. Wer sich mit den Fragen befasst hat, wird von den Fragen, die sich im Unterrichtsgespräch ergeben, nicht mehr überrumpelt.

4. Die Sprache, derer ich mich bediene, ist schlicht, aber nicht anbiedernd. Ich möchte, dass die Artikel schnell und leicht gelesen und verstanden werden können. Die Artikel sollen auch denen zugänglich sein, die keine philosophische oder akademische Vorbildung haben. Einige Sachverhalte sind allerdings so verwickelt, dass mir eine einfache sprachliche Fassung nicht möglich ist. Gleichwohl können die meisten Artikel ganz oder in Abschnitte im Unterricht gelesen und besprochen werden.

Die Artikel des Wörterbuchs bieten nicht der Weisheit letzten Schluss. Das versteht sich von selbst. Die Artikel unterbreiten allenfalls Erklärungsangebote. Zu ergänzen ist: Diese Erklärungsangebote kommen aus einer bestimmten Tradition. Die Leserin, der Leser sollte wissen, woher die philosophische Ware stammt, die er oder sie mit dem Wörterbuch bezieht: Es gibt zwei Bezugsquellen: Zum einen sind die Artikel im Geiste des Aristoteles und des Thomas von Aquin abgefasst. Dies gilt für die philosophische Arbeitsweise. Dies gilt aber auch, einmal mehr, einmal weniger, für die inhaltliche Ausgestaltung. So lehnt sich der Artikel zur Lüge inhaltlich stark an das an, was Thomas von Aquin zur Lüge sagt; oder der Artikel zur Tapferkeit stimmt in hohem Maße mit dem überein, was Aristoteles zu diesem Thema sagt. Zum anderen verdanken sich die Artikel des Wörterbuchs philosophischer Alltagsbegriffe der Philosophie der normalen Sprache, eine Philosophie, wie sie betrieben wurde etwa von J. L. Austin (1911-1960), G. H. von Wright (1916 – 2003), E. Anscombe (1919 – 2001), A. Kenny (1931). Dass meine Art zu philosophieren durch meine Gesellenjahre am Philosophischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität (Freiburg) bei Klaus Jacobi geprägt wurde, erinnere ich gerne und mit Dank.